Schule 8

Letzte Schulwoche, 20. bis 26. Juni:

 

So, nun ist sie angebrochen, die letzte Schulwoche und schon ist der „Gspass“ in Kürze vorbei. Wie schnell doch 11. Wochen umgehen. Noch vor einiger Zeit war die Spannung und Vorfreude so gross, alles neu und unbekannt. Heute flitzen wir durch Auckland schon fast wie „Locals“, fahren Bus in alle Richtungen und kennen das eine und andere gemütliche Restaurant und Café. Die erste Skepsis, 2 Monate in einer Grossstadt zu leben ist schon lange vergessen. Ich würde ein nächstes Mal (gibt es natürlich nicht) wieder hierher kommen.

Soeben habe ich von Nadine Antwort bekommen und ich freue mich sehr, sie noch einmal zu treffen und einige Tage mit ihr zu verbringen. Beginnen doch ihre Ferien gerade wenn wir in Singapore sind. Gespannt bin ich natürlich auf unsere Tage auf der malaysischen Insel Tioman. Wir haben sozusagen blind gebucht und vertrauen auf die Empfehlungen, die wir bekommen haben.

Die Woche geht schwupps vorbei. Am Dienstag treffe ich mich noch einmal mit Chie und wir verbringen einen gemütlichen interessanten Abend zu Dritt. Eveline lernt Chie so auch noch kennen und wir unterhalten uns über allerlei in allerlei englischem Kauderwelsch. Erstaunlich, wie wir dann doch sehr ernste Themen diskutieren und jede Person weiss, wovon wir sprechen.

Am Mittwoch müssen wir sehr früh auf, wir besuchen Marianne in Glenfield. Sie unterrichtet dort als Teacher Aid die fremdsprachigen Kinder in Englisch. Schon um 7.15 Uhr stehen wir an der Bushaltestelle, bepackt mit allen Kleidern und Utensilien, die wir nicht mehr heim nehmen (Gefahr von Übergewicht der Gepäckes sinkt so...). Unsere Fahrt führt uns ein letztes Mal über die Harbour Bridge. Dort werden wir am vereinbarten Ort von Marianne abgeholt und zusammen fahren wir in die Forrest Hill Schule. Ca 350 Kinder besuchen dort die Primar- und Mittelstufe. Hier tragen alle eine Schuluniform. Die 1. Klässler sind grad mal 5 Jahre alt. Marianne führt uns im Areal herum. Viel Platz gibt es hier für die Kinder zum Spielen, sie verbringen den ganzen Tag an der Schule. Lunch wird grösstenteils im Freien gegessen.

Der Morgen vergeht im Nu, kommen doch immer wieder neue Kindergruppen zum Förderunterricht. Wir werden gleich eingespannt und bekommen eine Box. Die Lehrkraft hat sie gefüllt mit Fördermaterial, vor allem Leseheften und Frageblättern dazu. Die Aufgabenblätter sind so gestaltet, dass es zu jeder Geschichte verschiedene Fragen oder Aufgaben zu erledigen gibt. Jedes Kind hat sein eigenes Heft, das übrigens von den Eltern mit 1$ bezahlt werden muss. Verschiedene Übungen zur Wortschatzerweiterung und zum Sprachverständnis werden darin erledigt. Dazu benötigen die Kinder aber unsere Hilfe. Wir arbeiten mit Kindern aus vor allem asiatischen Ländern, Südafrika und Indien. Zum Teil sind die Kinder erst einige Wochen hier und verstehen kaum ein Wort. Andere wiederum haben in den letzten Wochen grosse Fortschritte gemacht, berichtet Marianne. Einige Kinder bekommen sogar Einzelunterricht, da die Eltern extra dafür bezahlen. So ein japanisches Mädchen, das erst seit Januar in NZ ist und schon sehr gut Englisch spricht. Zum Schluss des Unterrichts im kleinen Förderraum spielen die Kinder am Boden ein Tiermemory. Es ist mir bei all meinen Schulbesuchen aufgefallen, dass sehr viel am Boden gesessen, zugehört und gearbeitet wird. Für mich ist es eine sehr gute Übung, mit einer kleinen Gruppe zu arbeiten. Ich lese mit, lerne neue Worte und Sätze kennen. Die Kinder sind sehr aufgeschlossen und wundern sich natürlich nicht über mein Englisch…

Den Lunch nehmen wir kurz im Lehrerzimmer ein wo wir mit einigen Lehrkräften in Kontakt kommen. Nach dem Mittagessen geht’s ab in die Turnhalle. Marianne stellt jeweils donnerstags einen Parcours auf für die 1. Klässler. An dieser Schule arbeitet man mit einem Lehrmittel zur Förderung der Bewegung. So stellen wir die Posten genau nach Plan auf und brauchen dazu spezielles Material. Die einzelnen Bewegungseinheiten trainieren das Gleichgewicht, das Werfen, Rollen und Treffen mit Bällen, die Geschicklichkeit im Hüpfen in verschiedene Richtungen und in unterschiedlichen Gangarten. Wiederum trudeln Eltern ein, die mithelfen die Posten zu betreuen. Die Eltern haben in NZ einen sehr grossen Einblick in die Schule und ins Geschehen im Klassenzimmer. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen von Müttern oder Vätern. Anfangs hat es mich sehr befremdet, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und ich finde es eigentlich ganz gut und auch hilfreich für die Lehrkraft. Sie ist nämlich nie alleine und hat immer eine Unterstützung zur Seite. Der Elternkontakt hier ist intensiv und so auch gewährleistet. Wie es allerdings in „einfachen“ Quartieren mit vielen berufstätigen Eltern ist weiss ich nicht. Nachdem 2 Klassen den Turnunterricht besucht haben wird wieder alles schön säuberlich aufgeräumt und wir machen uns mit Marianne auf einen wunderbaren Feierabend-Spaziergang an den Strand. Und danach gibt’s einen leckeren Fischznacht mit Mariannes Familie. Wir verabschieden uns danach und verabreden uns für Dezember, wenn die ganze Familie in die Schweiz kommt.

Der Donnerstagmorgen ist schnell um und am Nachmittag gehe ich mit dem Social Programme auf eine Fototour durch 3 Galerien. Da die Schule nur noch wenig Studenten hat (zu Spitzenzeiten gehen zwischen 350 bis 400 Leute ein und aus) sind wir anfangs zu fünft und dann nur noch zu dritt. In einer Galerie verweilen wir sehr lange. Eindrückliche Bilder vom wohl berühmtesten neuseeländische Fotografen Brian Brake (geb. 1927) sind zu bestaunen. Mit auf Fototour ist auch einer der Koreaner, die den Friendshipband-Kurs besucht hat. Er bedankt sich nochmals ü berschwenglich, denn er hat unterdessen all unser Garn aufgebraucht. Immer wieder ist er gekommen und hat noch mehr verlangt. Anscheinend hat er ein neues Hobby entdeckt… Am letzten Tag hab ich ihm dann den Rest auch noch geschenkt.

Am Donnerstagabend sind Eveline und ich bei Jodie und Matt zum Znacht eingeladen, sozusagen das Abschiedsessen. Mhh, es gibt Chicken aus dem Ofen, geröstetes Gemüse und zum Dessert eine Pavlova. Ein neuseeländischer Meringue-Kuchen mit Rahm und Früchten. Also nüchtern sind unsere Mägen anschliessend nicht mehr. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen und uns wird bewusst, dass nun alles ein letztes Mal statt findet.

Am Freitag gibt es zuerst den Speaking-Test (am kommenden Montag finden wieder die grossen Monatsprüfungen statt). Wir müssen über verschiedenste Topics (Themen) eine Minute und möglichst ohne zu studieren sprechen. So geht es eine Stunde in 4-er Gruppen reihum. Für die Pause habe ich Schoggimuffins Swiss-Style mitgebracht und schon beginnt das Abschied nehmen. Alle schreiben für Manuela und mich in ihrer Sprache und Schrift Wünsche auf die Tafel, es gibt viele Fotos und Umarmungen. Die Klasse ist mir ans Herz gewachsen und es stimmt mich einerseits stolz, 8 Wochen geschafft zu haben andereseits bin ich auch traurig über den Gedanken, diese Menschen wahrscheinlich nie mehr wiederzusehen. Aber es gibt ja Mail und somit auch die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben. Keep in touch, heisst es um 12.45 Uhr. Und wer steht denn da vor dem Haus und wartet auf uns? Unser Han!! Back to Auckland und gerade richtig zum Lunch. Er berichtet uns von seinem Trip auf die Südinsel und wir verabreden uns für den Abend wieder. Wir haben nämlich Manuela und Pascal versprochen, auch ein Mal ins „Provedor“, dem Studenten-Treffpunkt nach 22.00 Uhr zu kommen. Den Nachmittag verbringen wir noch einmal im Learning Center und ich schnappe mir den letzten DVD. Ich entscheide mich für „Dirty Dancing“. Der Musikfilm lässt Judenderinnerungen aufkommen und ich geniesse die fetzige Musik und den Schmöker. Von nun an gibt es nur noch englisch gesprochene Kinofilme!

Um 21.00 Uhr machen wir uns doch wirklich noch auf die Socken und fahren in die Stadt in den Ausgang. Eveline hat mit Manuela gewettet, dass sie tanzen wird. Das verspricht ein lustiger Abend zu werden. Wir sind natürlich die Ersten aber treffen schon bald alle anderen, die von einem Korean BBQ kommen. Einige sind schon angesäuselt. Der Abend wird sauglatt und Eveline kommt sogar zum Tanzen…

Das Wochenende ist sturmfrei für mich, die Familie ist zu Freunden gefahren. So verbringe ich die meiste Zeit bei Evelines Familie, wir geniessen noch die letzten Tage und zwischendurch packe ich. 7 kg habe ich schon mal heim geschickt und hoffe jetzt, dass sich meine Reisetasche im Rahmen des zulässigen Gewichtes bewegt.

Nun sitze ich zum letzten Mal in der Stube. 8 Wochen war das mein Zuhause und ich fühlte mich sehr wohl hier. Es wird morgen sicher ein besonderer Abschied.

So ist das auch mein letzter Eintrag aus NZ. Ich möchte allen zu Hause danken, die immer wieder auf irgendeine Art in Kontakt waren mit mir. Danke für die Päcklis mit Schoggi, Büchern, Spielen und Heftli, die Briefpost, die vielen Mails, WhatsApps und Skypeanrufe. Das Heimweh liess sich so fast vermeiden.

So geht’s am Montag in die Luft (hoffentlich lässt uns die Aschewolke in Ruhe fliegen) Richtung Singapore. Eine einmalige, unvergessliche und wunderbare Zeit geht zu Ende. Mit vielen Erinnerungen werde ich zurück kommen. Ich hoffe, dass ich noch lange von dieser Zeit zehren kann freu mich jetzt aber auf daheim, auf Charly, Katerina und Markus und auf euch alle!! See you soon.

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