War Museum

Besuch des „War Museum“ in Auckland:

 

Das „Social Programme“ von dieser Woche ist abwechslungsreich. Wir entscheiden uns für den Museumsbesuch, da das sowieso auf unserem Plan gestanden hat.

Um 14 Uhr trefft sich eine Gruppe von Schweizern und Asiaten vor der Rezeption und wir steuern Richtung Linkbus. Das „War Museum“ thront auf einem Vulkanhügel mitten im Domain Park. Ein Tempel ähnliches Gebäude, mächtig und pompös. Später erfahren wir, dass es von neuseeländischen Architekten nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurde. NZ hatte kurz vor diesem Krieg ca. 1 Mio. Einwohner. Als der Krieg in Europa ausgebrochen ist sind viele Soldaten, Freiwillige und Andere eingezogen worden. Sie haben für die verschiedensten Länder, die unter der englischen Krone regiert wurden gedient. Wir erfahren, dass NZ über 100'000 Tote zählte am Ende des 2. Weltkrieges. Da es unmöglich war, all die Toten in ihr Heimatland zurück zu bringen beschloss die Regierung von Auckland, den gefallenen Soldaten aus der Gegend ein Denkmal zu errichten. So entstand eben das Museum, gebaut in Anlehnung des Parthenon Tempels in Athen. Die Meter hohen Säulen jedoch wurden mit Maori Mustern verziert, im 3. Stock steht ein Schrein mit all den Flaggen der Länder, für die die Soldaten gedient haben. Die NZ-Flagge fehlt natürlich, weil das Land damals unter britischer Regierung stand. Für jeden gefallenen Soldaten und für jede gestorbene Krankenschwester wurde eine Gedenktafel aufgehängt. Im Gedenken an die Opfer der Krieges wird der 25. April, der Anzac day gefeiert. Wir haben diesen Tag in Littelton erlebt. Es war mir bis anhin gar nicht bewusst, dass so viele Soldaten vom anderen Ende der Welt in Europa im Krieg dienten. Sogar Maori waren dabei..

In zwei 2 Gruppen eingeteilt werden wir von einer kompetenten Museumsführerin begleitet. In einem sehr englischen Englisch (ja das gibt es tatsächlich auch hier, so sind die Ausführungen sehr verständlich für uns) bekommen wir Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Landes. Die Führung ist sehr spannend und leider wird nur alles kurz angeschnitten. Für mehr reicht die Zeit nicht aus. Ich denke, man könnte einen ganzen Tag hier verbringen, um all die Schätze zu bestaunen.

Gespannt lausche ich den Erzählungen, wie die ersten Einwanderer von den verschiedenen Pazifischen Inseln wie Tonga, Fiji, Samoa, Osterinseln... nach NZ gekommen sind. Man vermutet, dass der Langschwanz-Kuckuck ein Grund sein könnte. Auf einer dieser Insel beobachtete man nämlich, dass der Kuckuck im Laufe des Jahres für eine Weile weg von der Insel geflogen ist. Da er ja bekanntlich seine Eier in andere Vögel Nester legt, nahm man an, dass es irgendwo südwestlich noch ein anderes Land geben muss. So haben sich die ersten Menschen vor ca. 6000 Jahren auf den Weg gemacht. Sie sind von einer zur nächsten Pazifischen Insel nach Südamerika, wieder zurück und zum Schluss nach NZ gesegelt. Das haben verschiedene Insulaner mit ihren Familien gemacht. Von überall her haben die Einwanderer Saatgut mitgenommen. In NZ sind aber viele Früchte wie z.B. Kokosnüsse, Grapefruit und andere exotische Früchte und Gemüse gar nicht gewachsen, weil das Klima zu kalt und rau war. Aus Südamerika haben die Menschen Kumaras und Fijoas mitgebracht. Kumaras sind Süsskartoffeln, die heute noch ein Hauptnahrungsmittel sind und mit ihrem süsslichen Geschmack sehr köstlich schmecken. Auch die verschiedensten Haustiere wurden so nach NZ gebracht. So z.B. Hunde, Ratten, Katzen, Hasen... Leider war die Übersiedlung dieser Tiere für viele native Tiere eine grosse Gefahr. Verschiedene Tierarten sind sogar ausgerottet worden auf diese Weise. Der Moa wurde von den Menschen gejagt und ist nach 100 Jahren ausgestorben. Wir können ein Modell dieses Urvogels, der einem Emu gleicht in einer Vitrine bewundern. Anhand der Knochenfunde nimmt man an, dass der Moa ca. 3m hoch war und so ausgesehen haben muss.

So sind im Laufe der Jahrhunderte die verschiedenen Insulaner zum Volk der Maori geworden. Sie haben untereinander Stammeskriege geführt, Dörfer wurden von Häuptlingen regiert. Die Häuptlinge erkennt man hauptsächlich an ihren Tätowierungen im Gesicht und am Körper. Die verschiedenen Tattoos zeigen auch, aus welchem Stamm der jeweilige Häuptling stammt. Je mehr Tätowierungen ein Maori hatte desto angesehener war er. Auch Frauen hatten Tätowierungen im Gesicht und zwar um die Lippen und übers Kinn. Die Zeichnung an den Lippen sagte aus, aus welcher Familie mütterlicherseits die Frau stammt, die Tattoos am Kinn gaben über die Herkunft der Familie väterlicherseits Auskunft. Für die Tätowierungen wurden lauter kleine Schnitte gemacht und Asche darüber verrieben. Noch heute trägt ein Grossteil der neuseeländischen Bevölkerung viele Tätowierungen am Körper. Jedoch die ursprünglichen Tattoos die etwas aussagten über einen Menschen gibt es nicht mehr. Wenn sich die Maori für ein Fest richten, werden z.B. die Kinnzeichnungen aufgemalt.

An einer Wand hängen etliche gezeichnete Portraits von Maori-Häuptlingen, darunter auch eines einer Frau. Der Maler, ein Siedler hat vorausgesehen, dass diese Tradition irgendwann aussterben wird. Denn viele Maoris haben sich schon schnell nach dem Eintreffen der ersten Siedler angepasst, Land gegen Waren getauscht sich gekleidet wie Europäer, Häuser gebaut, sich mit Siedlern zusammengetan, Ehen wurden geschlossen. Aber auch bittere Kämpfe wurden geführt.

Das Museum hat auch ein Versammlungshaus, ein langes Kanu gebaut aus Kaoriholz, verschiedene Statuen und Kleidung des Volkes ausgestellt. In ganz NZ sieht man immer wieder die typischen Versammlungshäuser, die nur nach ganz bestimmten Regeln betreten werden dürfen. Sie haben ein Giebeldach, dessen Vorderseite mit wunderschönen Schnitzereien verziert ist.

In einem anderen Teil des Museums gibt es viele Informationen zur Entstehung NZ, wie sich NZ vor Millionen von Jahren von Australien abgespalten hat und nach nochmals vielen Hundert Jahren zu zwei Inseln geteilt hat. NZ ist ein Vulkanland und wird schon seit seiner Entstehung immer wieder von Erdbeben heimgesucht. Die aktuellen Beben in Christchurch sind in aller Menschen Munde. Das animierte Wohnzimmer ist sehr eindrücklich und zeigt auf, wie es sich anfühlt, wenn die Erde bebt. Auf einer grossen Leinwand, die ein schöner Blick auf Auckland und die Vulkaninsel Rangitoto zeigt wird der Vulkanausbruch, den man in ca. 100 Jahren hier erwartet animiert, verrückt. Man sitzt hier also auf einem Pulverfass.

Ja und so verstreicht die Zeit sehr schnell und das Museum schliesst seine Türen.

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