Kaikura 2

Mittwoch, 27. April:

Ein neuer Tag, was er wohl bringt? Früh morgens versucht Eveline, ihre Familie zu erreichen. Verbindung aufzunehmen ist manchmal etwas schwierig und da kommen kurz Heimwehgefühle auf. Aber wir sind ja nicht alleine und das Ganze relativiert sich wieder. Einander auch in solchen Momenten beizustehen ist wichtig. Und wir vertiefen uns früh morgens in eine tiefgründige Diskussion. Nach dem Frühstück packen wir den Rucksack, heute steht der Track um die Peninsula auf dem Programm. Bei trockenem aber kühlem Wetter gehts los. Ich stülpe mir meine neue Mütze aus Schafwolle über den Kopf, Premiere. Auf dem Weg stossen wir auf das Fyffe House, das nun zum Museum wurde. Es ist das erste Haus in Kaikoura und wurde vom eingewanderten George Fyffe erbaut. George ertrank aus ungeklärten Gründen und sein Cousin Robert übernahm das Haus. Er hat die Walfängerei hier als grosses Geschäft aufgezogen. Die Museumsführerin berichtet, dass das Haus auf Walfischknochen steht, zeigt und verschiedene Knochen der Meeressäuger, sie sind ziemlich schwer und recht porös. Weiter erzählt sie, dass die Maori vor ca. 800 Jahren die Halbinsel bewohnt haben und alles für ein gutes Leben hatten. Die Peninsula war noch bewaldet, das Meer schenkte ihnen die Nahrung. Die Walvorkommnisse müssen sehr gross gewesen sein. Auch Krebse und crashfish (eine Art Krebse ähnlich der Languste) muss es in Hülle und Fülle gegeben haben. Die Sicht auf das offene Meer war super und mögliche Angreifer konnten früh entdeckt werden. Somit hatten die Maori lange ein sorgloses Leben, bis die ersten Europäer kamen. Man musste sich einigen über Landbeanspruchung und Rechte. Die Maoris stiegen mit ins Geschäft des Walfangs und wurden zum Teil eingestellt als Walfänger. Nach den interessanten Ausführungen besichtigen wir das Haus selbständig. Viele spannende Informationen sind sehr verständlich notiert. Wir erfahren, dass in diesem Haus drei Familien gehaust haben. Ein Junggeselle, der jüngste Sohn des letzten Besitzers wohnte bis zu seinem Tod 1980 ganz einsiedlerisch im Haus. Es muss furchtbar ausgesehen haben, als man nach seinem Tod räumen wollte. Ein Konservator lebte danach eine Zeit lang im Haus und richtete es zum jetzigen Museum. Eindrücklich sind die verschiedenen Zimmer. Wir sehen, wie die Bewohner ihre Schlafzimmer eingerichtet hatten, stehen in ihrer Küche. Ein Bad gab es nicht, die Männer badeten im Meer, in einer geschützten Felswanne, die Frauen sassen in einem Zuber vor dem Feuer und wuschen sich. Sicher nicht täglich wie wir es gewohnt sind... Ich bin total fasziniert und kann mich sehr gut hineingeben in diese Zeit.

Nach dem Museumsbesuch geht unsere Wanderung weiter. Nach einiger Zeit begegnen wir der fur seal colony (spezielle Seelöwen mit einem feinen Fell, die es nur in NZ gibt), die auf Wegweisern gekennzeichnet ist. Unglaublich, da liegen einfach Dutzende von solchen Tieren, nur 2 Meter neben uns und lassen sich nicht stören. Die Männchen werden bis zu 200 kg, die Weibchen nur ca. 45 kg schwer. Wir begegnen einigen prächtigen Exemplaren und fotografieren sie natürlich auch.

Der Aufstieg auf die Anhöhe der Halbinsel ist sehr windig, wir werden mächtig durchgeblasen. Der Aussichtspunkt ist wie ein Bug eines Maorikanu gebaut, sodass man das Gefühl des Ausschauers nachempfinden kann. Ein herrlicher, weiter Blick auf eine ziemlich unruhige See. Wenn ein Wal im Meer schwimmen würde, wir würden ihn sehen. Der Track dauert fast 3 Std. bis wir wieder zurück im Ort sind. Wir wandern die ganze Halbinsel ab, die Küste ist zum Teil recht rau und felsig. Sie bietet aber gute Brutstätten und Aufenthaltsorte für verschiedene Meeresvögel, Gelbaugpinguine und eben fur seals. Von denen sehen wir auf einem Felsen sicher nochmals 50 Stück.

Am Abend gibt es nun unser feines Menu von gestern. Heute ist ein geschäftiges Treiben in der Küche und dem Aufenthaltsraum. Wir geniessen das Essen, ein, zwei Gläschen Wein und gehen dann zufrieden und mit Vorfreude auf das morgige whale watch ins Bett. Hoffentlich haltet unser Magen den Wellengang aus...

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