Kaikura 1

Ostermontag, 25. April:

Unsere letzten Stunden in Akaroa sind gezählt. Um 9.30 Uhr holt uns Mafi ab und wir fahren bei trübem, kalten Wetter Richtung Lyttelton. In die Stadt, in dessen Naturhafen vor ca. 150 Jahren die ersten grossen Schiffe aus Europa mutige und abenteuerlustige Siedler brachten. Es zeigt uns ein Bild der Zerstörung, hier hat das Erdbeben auch seine Spuren hinterlassen. Wir werden ganz nachdenklich uns fahren schon bald nach Christchurch, wo wir ein Auto reserviert haben. Die Fahrt durch die Stadt ist traurig. So etwas habe ich noch nie gesehen und was am Fernsehen gezeigt wird ist nichts dagegen. Alles ist gesperrt, überall liegen Steine, Holzbretter, Scheiben. Die gesamte Innenstadt ist abgeriegelt und von Soldaten bewacht. An den Absperrungen hängen Blumen zum Gedenken an die verschütteten und toten Menschen. Ich bin froh, dass wir unsren Schulort nach Auckland verlegt haben. Es wäre eine grosse Belastung, täglich durch diese Strassen zur Schule gehen zu müssen. Meine Gedanken sind bei den Menschen, die hier Leben und sich mit der Situation abfinden, positiv denken und sich an den Aufbau der Stadt machen müssen. Das alles zu schaffen ist sicher eine grosse Herausforderung. Man sagt, es werde 10 bis 12 Jahre dauern, bis die gesamte Stadt wieder aufgebaut sei. Eine sehr lange Zeit, in der viel geleistet werden muss.

Am Flughafen verabschieden wir uns von Mafi, die uns eine treue Begleiterin und Reiseführerin geworden ist. Wir nehmen das Mietauto entgegen und fahren nach vielen Instruktionen zum Auto und zu den Verkehrsregeln los. Das Linksfahren ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir fahren mit einem Automaten. So müssen wir uns wenigstens nicht ums Schalten kümmern... Unser Ziel ist Kaikura. So fahren wir nordwärts, es regnet und ist immer noch trüb. Gerade richtig zum Reisen. Die Fahrt dauert fast 3 Std. Im Dunkeln kommen wir an und suchen uns einen BP. Wie wenn uns das Auto, ein Nissan Sunny führen würde fahren wir direkt zum richtigen Haus, dem „The Albatross“. Wir suchen uns ein feines Restaurant und geniessen an der Wärme ein feines Stück Fleisch!

 

Dienstag, 26. April:

Wie bestellt zeigt sich das Wetter heute angenehm. Sogar die Sonne scheint, die Temperaturen sind allerdings kühl. Aber der Regen kann es doch nicht lassen, er überrascht uns auf dem Weg ins Dorf. Schnell machen wir uns wasser- und wetterfest, wir sind ja ausgerüstet. In Kaikura erkunden wir zuerst die Läden, sehen uns in einer Buchhandlung um. Da stolpere ich in der Kinderabteilung über eine wahre lokale Geschichte mit einem Hund. Das Bilderbuch muss ich haben. Und schon bin ich in Gedanken am Vorbereiten… Ich kaufe mir aber auch ein englisches Buch, einen Roman über eine Einwandererfamilie aus den Banks Peninsula. Den Beschrieb auf der Rückseite habe ich dem Sinn nach verstanden, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Immer wieder beginnt es zu regnen, die Sonne scheint, Wolken verziehen sich. Wir buchen den Whale Watch Trip für den kommenden Donnerstag, um 10.00 Uhr geht’s los. Wer seekrank werden könnte kann sich eine Tablette kaufen, ich denke das mache ich dann vorbeugend. Ich freue mich sehr auf den Ausflug, sehen wir uns doch noch eine Dokumentation im Center an. Die Wale und Delfine sind sehr intelligente Tiere und ihre Lebensweise wird sehr verständlich gezeigt. Dieses Mal darf die Kamera nicht ausfallen, ich hoffe auf eindrückliche Bilder. Jetzt sitzen wir im BP und machen uns einen gemütlichen Nachmittag. Wir haben uns Schaf- und Possumwolle gekauft. Eine warme Mütze kann sehr nützlich sein auf hoher See. Mit Eveline habe ich die beste Strick- und Häkelanleitung bei mir. Also mache ich mich mal an die Arbeit. Auf das Nachtessen freue ich mich jetzt schon. Es gibt Rindsgeschnetzeltes, gedämpfte Rüebli, Müscheli und Tomaten-Avocado-Salat. Die Küchen in den BP`s sind sehr gut eingerichtet und ausgerüstet. Es fehlt an nichts, hier gibt es sogar Kaffee, Tee und hot chocolate fair Trade frei für die Gäste. Wir Zwei sind meist die ältesten Gäste. Wir treffen auf die verschiedensten Nationen und Menschen, die so einiges zu berichten haben von ihren Reisen. Es gibt so veiels zu beobachten, zu schmunzeln und zu lästern.

Und alles kommt anders als geplant. Heute wird gekocht, und zwar von 3 jungen Leuten, die hier arbeiten. Die Besitzer der BP`s suchen immer wieder Helfer und Helferinnen, um die Unterkunft in Schuss zu halten. Dafür bekommen sie freie Logis. Die jetzigen Helfer sind ideenreich, sie kochen indisch und verlangen für den Znacht $2 pro Person. Es riecht den ganzen Nachmittag über so fein aus der Küche, dass wir unser Vorhaben, selber zu kochen auf morgen vertagen.

Dafür haben wir genügend Zeit für unsere Handarbeiten. Also meine Mütze ist fertig und wird noch ausstaffiert mit einem Paua-Knopf, den ich hier in einem Muschelladen kaufe. In fast allen Shops findet man Paua Muscheln, sogar am Strand liegen manchmal Stücke der schön schimmernden Schalen.

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