BP Treck

Mittwoch, 20. April bis Ostersonntag, 24. April:

Nach einem gemütlichen Tag in Akaroa sind wir gerüstet und bepackt mit unserem Rucksack. Es geht los, der Banks Peninsula Track (BPT) kann beginnen. Mafi bringt uns zum Meetingpoint. Der Bus wartet schon, darin sitzen 10 Leute, 1 amerikanisches Paar, das schon seit 9 Jahren in Christchurch wohnt und 8 Kiwis. Ein Haufen Gepäck liegt schon im Bus, wer das wohl alles tragen mag? Beim Aussteigen in Onuku erfahren wir, dass das Gepäck von Bay zu Bay transportiert wird. Wir tragen unsere 7 Sachen selber, Kleider, Getränke und für 2 Tage Esswaren. Ziemlich schwer aber daran werden wir uns gewöhnen... Ein kurzer Anstieg auf ca. 200m bringt uns ins erste Hut (vergleichbar mit SAC-Hütten). Wir beziehen unsere Ecke im oberen Stock und teilen den Raum mit den Amerikanern. Im Untergeschoss gehts schon ziemlich hoch zu uns her. Die Kiwis breiten sich aus und beginnen auch schon mit Apéro und laden uns gleich ein. Das Eis ist gebrochen. Wir müssen uns gewltig anstrengen mit dem Englisch, aber mit Händen, Füssen und dem super Übersetzungs-App lernen wir sogar ein Kartenspiel, Nominations. Eveline meint, es gleiche dem „Differenzler“ (für mich als Nichtjasserin natürlich auch nicht bekannt). Nach dem Nachtessen, es gibt Spaghetti Pesto und ein Gläschen Wein wird eben gespielt. Die Herren stellen sich vor, alles Ärzte, so sind wir während dem Wandern sicher in guten Händen. Die Frauen haben sich viel zu erzählen, die einen Paare kommen aus Christchurch, die anderen aus Auckland. Der Abend ist ganz lustig und nach einer Spielrunde verabschieden wir uns. Das Feuer im Ofen hat den oberen Stock schön aufgeheizt, sodass wir bestens schlafen. Manchmal schnarcht es aus der amerikanischen Ecke, aber das stört soweit nicht.

 

Gegen 7.30 Uhr ist Tagwache, im unteren Stock rumort es und wir stehen auch auf. Der Rucksack muss wieder überlegt gepackt werden, es liegen 11 km und 500 Höhenmeter vor uns. Um 9.00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Es beginnt mit dem Anstieg, Mafi hat uns schon vorgewarnt. Ein herrlicher Blick auf den Hafen von Akaroa begleitet uns. Ich finde den Anstieg ziemlich anstrengend, wir klettern über Steinbrocken, die Wege sind schmal aber sehr gut gekennzeichnet. Immer wieder stossen wir auf weiss eingefärbte Pfosten oder Steine. SO wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Gruppe trifft sich immer wieder. Nachdem wir auf der Anhöhe auf 699m sind überqueren wir eine wunderschöne Anhöhe und verlassen somit die „Zivilisation“. Kein Handynetz mehr, keine Häuser, keine anderen Menschen. Nur noch Natur pur. Nach ca. 1 km auf der Zugangsstrasse zur Flea Bay (es ist eine Naturstrasse) biegen wir links weg in den Urwald. Es öffnet sich eine Wunderwelt von verschiedenen einheimischen und eingeführter Pflanzen und Vogelstimmen. Wir kommen nicht aus dem Staunen heraus, immer wieder bleiben wir fasziniert stehen, lauschen und beobachten. Ich frage mich immer wieder, wie es wohl für die ersten Siedler vor ca. 150 Jahren war, als sie NZ für sich entdeckt haben. Es muss sich ihnen ein Bild von urtümlicher Natur gezeigt haben. Alles war noch unwegsam und musste erschlossen werden. Spannend finde ich immer wieder, wie allgegenwärtig hier die Geschichte des Landes ist. Die Farmer fragt man, wie lange sie schon hier seien, wem das Land gehöre oder gehörte. Die Namen der ersten Einwanderer sind oft bekannt. In den Huts oder auch in Restaurants und kleinen Museen hängen immer wieder Fotos, mit  Zeitungsausschnitten und Erfahrungsberichten von Menschen der ersten Zeit. Die Kiwis erzählen von ihrer Familie, von ihren Urgrossvätern, die in mühsamer Arbeit bewaldetes Land zu Weideland gerodet haben, Farmen gebaut, Strassen geschaufelt und Vieh gezüchtet haben. Man kommt sich manchmal vor, wie wenn man dabei sei, die Erzählungen faszinieren. Zumal ich schon einige Bücher und Romane darüber gelesen habe. Ich kann mir alles sehr gut vorstellen und sauge die Geschichten richtig auf.

Während sicher 2,5 Std. Durchstreifen wir den Urwald, treffen auf eine grossen Wasserfall und wandern weiter auf den schmalen Pfaden. Die Blicke zwischendurch auf den Pazifischen Ozean, die Weite und Ruhe, e sist wie meditieren. Nach 5,5 Std. Erblicken wir die Flea Bay, unser Ziel für heute. Von Weitem sehen wir das Haupthaus und einige kleine Häuschen. Die letzten Meter kommen mir wie 1 km vor. Wir beziehen i einem Nebenhaus ein Zimmer, dieses Mal nur wie Zwei. Die kleine Stube im Haupthaus ist schon warm vom Feuer, das im Ofen flackert. Mich überkommt eine Müdigkeit und ich mache ien kleines Nickerchen auf einem alten Sessel. In der Küche wird schon fleissig für das Nachtessen vorbereitet. 3 volle IKEA-Säcke mit lauter Fressalien stehen in der Küche. Da kommt uns unser Proviant grad mikrig vor. Naja, aber wir haben wenigstens alles selber getragen...

Plötzlich kommt der Farmer und fragt, ob wir auf einen kleinen Ausflug Lust hätten, er wolle uns einen Pinguin zeigen. In der kühlen Abendluft werde ich gleich wieder wach. Wir marschieren mit Stirnlampen bewaffnet zu einem Pinguinnest. Der Farmer hebt den Holzdeckel und tatsächlich, ein kleiner Gelbaug-Pinguin schaut uns ganz verstört an. Wir stören ihn wohl gerade in seiner Mauserzeit. Die Pinguine fressen während dieser Zeit nichts und verlieren die Hälfte ihres Körpergewichtes. Viele der Pinguine aber schwimmen noch im offenen Meer, somit gibt es keine Weiteren mehr zu sehen an diesem Abend. Der Farmer erzählt, dass sie sich um die Erhaltung und den Schutz der Tiere kümmert, verletzte Tiere aufnimmt und sie wieder gesund pflegt. Im Garten gibt es auch 2 Gehege, in denen sich je ein Pinguin erholt und auskuriert.

Nach dem Znacht verabschieden wir uns schon bald. Morgen gehts weiter in die Stony bay. Wir kennen sie schon etwas vom Besuch mit Mafi und sind entsprechend gespannt.

 

Good friday (Karfreitag) ist heute und zum Zmorgen werden wir mit einem besonderen Gewürzbrötchen, das die Kiwis an diesem Feiertag essen überrascht. Bald ist wieder gepackt und wir nehmen die Wanderung wieder auf. Heute führt uns der Track hauptsächlich über Weideland entlang der Küste, zum Teil hoch oben mit gewaltigem Blick aufs Wasser. Wir hören das Tosen der Wellen, die an den Klippen brechen, Vogelgezwitscher, Schafe die blöken und vor allem den Wind. Immer wieder ziehe ich mir die Mütze an, es bläst so stark. Aber das Wetter meint es sehr gut, Sonnenschein und klare Sicht. Ich spüre eine enorme Weite und geniesse die „Ruhe“. Am Abend frage ich mich, was ich eigentlich tagsüber studiert habe und ich komme zum Schluss, dass ich einfach vor mich hin gelaufen bin, ohne etwas Konkretem nachzustudieren. Das passiert mir im Alltag nie. Immer muss schon das Nächste gedacht oder organisiert werden. Zum Lunch trifft sich die ganze Gruppe wieder und wir studieren den Führer etwas. Wir lesen, dass es in der Nähe Seelöwen haben muss und klettern auf einen Felsvorsprung. Beim genauen Hinschauen entdecken wir spielende junge Seelöwen, allerliebst und ein Schauspiel ihnen zuzuschauen. So hautnah uns unbekannte Tiere zu erleben ist einfach wunderbar.

Nach ca. 3 Std. kommen wir in der Stony bay an und beziehen unser kleines Nachtquartier. Klein aber oho, sogar mit Miniküche. Einen Shop gibt es auch. Wenn man die Westernsaloon-Türe öffnet läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Von Yoghurt über Gemüse, Knabbereien, Wein, Fleisch, Reis, Teigwaren ja sogar Zahnpasta erblicken wir. Wir schnappen uns die Zutaten für ein Ratatouille. In der Flea bay gibt es keinen Strom, alles wird mit Kerzen beleuchtet. Zum Glück sind alle mit Stirnlampen ausgerüstet. Der Gang auf die Toilette wäre sonst etwas gar dunkel und unheimlich. Vor dem Nachtessen genehmigen wir uns ein heisses Bad und zwar unter freiem Himmel. Der Farmer ist sehr kreativ und hat die ganzen Behausungen selber gebaut. Die Dusche ist um einen Baum herum gebaut, ein alter Waschtisch steht vor einem Mosaikfenster. Ein wunderbares Ambiente, wenn dazu noch eine Kerze brennt. Ich habe noch nie schöner geduscht. Nun zum Freiluftbad. Versteckt hinter grossen Büschen steht eine Badewanne. Unter ihr ist ein kleiner Ofen geschaufelt, in dem wir ein grosses Feuer einheizen. Die Badewanne füllen wir mit frischem Wasser. Nach ca. 1 Std. steigen wir in fast zu heisses Wasser. Das Bad ist sehr entspannend und tut den strapazierten Muskeln wohlig gut. Wir schauen in den Himmel und beobachten das Eindunkeln. Ein einmaliges Gefühl! Zurück vom Bad setzen wir uns vors grosse Lagerfeuer und essen unser Ratatouille. Es ist unterdessen dunkel und 1000 von Sternen funkeln. Wir werden instruiert, wo das Kreuz des Südens funkelt. Es seien 7 Sterne, die Sterne auf der NZ-Flagge. Zum Dessert gibts für alle gebratene „Mashmellows“, mhh. Gegen 21.00 Uhr ist Nachtruhe. In der Nacht stürmt es heftig und es beginnt zu regnen. Was uns wohl morgen erwartet? Ziel Otanerito bay.

 

Soeben stossen Eveline und ich auf einen wunderschönen Wandertag an. Die Otanerito bay haben wir erreicht. Wir laufen am Morgen erst gegen 10.00 Uhr von der Stony bay weg. Laut Führer erwartet uns eine angenehme Wanderung. 6 km über Weideland, es durchwindet uns auf den Kreten. Wir blicken wiederum in Buchten und aufs Meer. Die Sonne zeigt sich, stahlblauer Himmel begleitet uns. Nach einer Weile kommen wir zu einem Aussichtspunkt, den es nun leider nicht mehr gibt. Ein Schild erklärt, dass der Felsbogen beim Erdbeben im September 2010 angerissen wurde und im vergangen Februar beim schweren Erdbeben, das Christchurchs Innenstadt total zerstört hat zusammengefallen ist. Das Erdbeben ist immer wieder ein Diskussionsthema. Die Kiwis berichten uns traurig, dass die Rugby WM leider nicht in Christchurch stattfinden werden im kommenden September. Die Stadt kann zu wenig Hotels anbieten und viele Plätze sind beschädigt oder gar ganz zerstört. Die Bevölkerung von Christchurch ist sehr enttäuscht, stammer doch ein Grossteil der Spieler der Nationalmannschaft von NZ aus Canterbury. Für die Kiwis ist Rugby DER Sport. Ich bin gespannt, ob ich auch mal dazu komme, mit „meiner“ Familie in Auckland ein Spiel zu verfolgen.

Während der Wanderung stolpern wir über das wohl tollste WC-Häuschen, das ich schon je angetroffen habe. Zumindest die Aussicht ist wohl die Beeindruckendste. Man sitzt auf der Toilettenschüssel und sieht von hoch oben über Weiden, Felsen ins offene Meer. Da möchte man grad ein bisschen verweilen.

Nach 3 Std. Erreichen wir die Otanerito bay. Herrlicher schwarzer feiner Sand und leichter Wellengang laden zum Bade. Aber schon beim Füsse baden merken wir, das ist viel zu kalt. Beim Strandspaziergang setzen wir uns auf einen grossen Stein, schauen ins Meer, plaudern und sinnieren, da erblicke ich gleich neben uns etwas Glänzendes auf einem Fels, bestens getarnt. Ein genauer Blick und wir erkennen einen grossen Seelöwen, der sich in der Sonnen ausruht. Und gleich neben ihm einen Zweiten. Sie präsentieren sich bestens, fast wie Fotomodelle.

Zurück im Hut beginnt das grosse Geköche und er Apéro der Kiwis. Sie grillieren heute, sodass wir die Küche für uns haben. Nur leider gibt es Schmalhans, sie haben uns im Shop die Kartoffeln, aus denen wir Rösti machen wollten weggeschnappt. Jänu, man ist ja auch mit Reis zufrieden...

 

Happy Easter! Ostersonntag und wir haben einen anstrengenden Tag vor uns. 600m Anstieg und wieder Abstieg. So zeigt es der Führer. Der Rucksack ist ja unterdessen nicht mehr gar so schwer. Wir wandern um 9.00 Uhr los, als Erste heute. Aber schon bald werden wir eingeholt von der Gruppe. Sie haben nur ihren Lunch dabei und mögen noch plappern dazu. Wir marschieren mehrheitlich im Wald, wunderschön kühl. Wenn wir an die Sonne kommen ist es fast zu heiss. Aus dem anfänglichen üppigen Regenwald wir ein wunderschöner Rotbuchenwald mit meterhohen bis zu 400 Jahren alten Bäumen. Es geht immer nur aufwärts. Auf dem Gipfel angekommen blicken wir in die Otanarito bay zurück, sagenhaft. Der Blick voraus zeigt und nach 4 Tagen Einsamkeit das geschäftige Akaroa. Im Hafen sausen Jetskis und Motorboote herum, Segelschiffe gleiten friedlich durch das Wasser. Auch dieser Blick wunderschön. Nach dem Lunch verabschieden wir uns von unseren Trackkumpanen, tauschen Mail-Adressen aus, werden zum Diner in Auckland bei John und Dinny eingeladen und bekommen das Angebot, in Christchurch bei Lizzie und Stuart zu übernachten, wenn wir keine Bleibe hätten. Gut zu wissen, dass wir Ansprechspersonen hätten, man weiss ja nie. Zusammen mit den Amerikanern machen wir uns an den Abstieg. Eine Belastungsprobe für Knie und Zehen. Aber die Aussicht auf ein Glacé am Hafen treibt uns an. Das letzte steile Stück fahren wir mit Carl und seiner Frau, die das Auto auf dem Parkplatz abgestellt haben.

Glücklich und zufrieden mit uns und der Welt stehen wir nun am Ausgangspunkt, vor der Touristinformation in Akaroa. Nun freuen wir uns auf eine Dusche und frische Kleider. Es ist sommerlich warm und wir tauschen die Wanderschuhe mit den Sommerschlappen.

Am Abend geht’s in die Trattoria Vanganelis, wir schlemmen frischen Lachs aus Akaroa, Safranrisotto und frischen Salat und als Krönung eine Crema Catalana, mhh!

Zufrieden schlüpfe ich ins Bett im „chez la mèr,“ wir haben das selbe Zimmer bezogen. Ich schliesse die Augen und das Tosen der Wellen fehlt fast ein bisschen. 4 Tage lang waren wir begleitet von Wasser, Wind und Vogelstimmen. Nur das Nötigste dabei, vieles erscheint einem überflüssig.

Ein unvergessliches Erlebnis, dessen Bilder ich in meiner Erinnerung speichere und hoffentlich lange davon zehren kann. Nach unserem letzten NZ-Besuch im Jahre 2008 gab es eine sehr lange Zeit, in der ich täglich Bilder sah und von den Eindrücken gezehrt habe.

 

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